Geschichte
„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ (Thomas Morus).

Der vormalige Besitzer Lorenz Truffer gab dem jahrhundertealten Walliser Haus den heute gebräuchlichen Namen «Lorihiischi». Der Kurzname «Lori» leitet sich von Lorenz ab. Seine Töchter waren bis 1985 jeweils im Sommer die letzten Bewohnerinnen. Im Winter wohnten sie im Nachbardorf Täsch.
Das Lorihiischi ist ein typisches Walliser Haus aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Gebaut wurde es aus Stein und einheimischem Lärchenholz. Speziell am Gebäude ist, dass Küche und Stubenteil nicht wie früher üblich hintereinander, sondern nebeneinander angeordnet sind. Das Gebäude wurde dadurch dem Gelände angepasst.
Das erste Geschoss wurde in den Jahren 1456/57 erstellt. Der bestehende Giebel wurde 1709 demontiert, um das 2. Geschoss einzuziehen.
Die älteste Bausubstanz wurde mittels Dendrochronologie sogar auf das Jahr 1268 datiert. Diese Holzwand befindet sich zwischen Keller und Stallanbau und gehört vermutlich zu den ältesten Bauteilen der noch erhaltenen Gebäude in den Vispertälern.
Speziell am Lorihiischi sind die Fenster des oberen Stockwerks, welche drei Mal vergrössert wurden. Die Vergrösserung ist durch die alten Fensterposten links und rechts der heutigen Fensterfront erkennbar.
Wie früher üblich, wurden bei den Eingängen grosse schwere Steinplatten verlegt. Die Steinplatte beim Eingang im Obergeschoss wiegt ca. 1,5 Tonnen.
Sämtliche Dächer wurden mit gespaltenen Steinplatten eingedeckt. Diese Konstruktion war damals in der ganzen Gegend üblich.
Die letzten Bewohner verliessen das Lorihiischi im Jahr 1985. Von diesem Zeitpunkt an verfiel und verwahrloste das Haus immer mehr. Der Zahn der Zeit nagte fortan am Gebäude. Die Unbilden des Wetters und durch das morsche Dach eindringender Regen hinterliessen ihre Spuren und verursachten am Gebäude gravierende Schäden.
Vor der Renovation durch die Stiftung war das Gebäude teilweise einsturzgefährdet und baufällig. Als vom Abbruch des Hauses die Rede war, wurden 2009 die ersten Gespräche über die Rettung des Lorihiischi geführt.
2011 gründete man die Stiftung „Wohnmuseum Lorihiischi Randa“. Von diesem Zeitpunkt an wurden finanzielle Mittel gesucht, um die Sanierung des Gebäudes zu realisieren.
Dank grosszügigen Sponsoren konnten die Sanierungsarbeiten 2013 in Angriff genommen werden.
Sämtliche Renovationsarbeiten wurden mit alten, authentischen, aus Abbrüchen sichergestellten Materialien ergänzt, um das optische Bild des Gebäudes und seinen Charakter zu wahren.
Nach 10 Jahren Planung und Umbau konnte das Wohnmuseum am 10. August 2019 feierlich einweiht und der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.
Das Haus mit Anbau weist 11 Innenräume auf, welche früher unterschiedlichen Nutzungszwecken dienten. Im 1. Obergeschoss befinden sich die Küche, die Wohnstube und die Kammer, sowie das auf der Nordseite angebaute Trocken-WC. Über eine Treppe gelangte man auf den Dachboden, genutzt wurde dieser als Estrich und Speicher. Im Erdgeschoss befindet sich die Werkstube und ein Abstellraum. Im Kellergeschoss, unterhalb der Werkstube, gibt es einen Vorratsraum. Auf der Westseite des Hauses befindet sich ein zweiter Keller mit einem weiteren Abstellraum im Obergeschoss.
Zum Anwesen gehört ein Umschwung von 6’458 m². Ein Teil davon befindet sich in der Dorfkernzone, der grössere Teil ist landwirtschaftlicher Boden. Oberhalb vom Lorihiischi steht an der Strasse ein Stadel und südlich davon ein Stall mit Scheune.
Küche im Obergeschoss / Chuchi
Die alte, zusammengestürzte Feuerstelle, genannt «Trächa», wurde stilgerecht aufgebaut. Der Küchenboden wurde neu eingezogen, damit statisch alles hält. Während die Mauer auf der Nordseite im Ursprungszustand belassen wurde, musste die Bergmauer von Grund auf erneuert werden. Dafür wurde die alte Bautechnik mit Bruchsteinmauer und Kalk verwendet.
Die Dachkonstruktion sowie die Sparren und die Dachschalung wurden mit altem Bauholz aus der Region ergänzt. Das Originalholz wurde mittels Dendrochronologie auf 1456 bis 1458 ermittelt.
Die Küche ist heute so eingerichtet, wie es damals üblich: spartanisch und einfach.
Stube im Obergeschoss / Stubji
Auf dem Deckentragbalken, genannt «Binna», in der Stube steht die Inschrift «Deises Hus last bvwen Joder Schnidrig Meister Hans Brantzen MBW MBB MBM. Der Segen Gotes sei ihm Hvs 1709».
Der alte, bestehende Giltsteinofen wurde restauriert und den heutigen Feuervorschriften angepasst. So kann er jederzeit genutzt werden. Die Jahrzahl 1717 auf dem Ofen ist nur leicht eingeritzt. Der Wappenstein trägt die Jahrzahl 1741 mit den Initialen der Erbauer. Der Boden der Stube war in einem schlechten Zustand und wurde mit den alten originalen Bodenbrettern rekonstruiert.
Auch die Stube wurde stilgerecht zur damaligen Zeit eingerichtet. Zu sehen gibt es ein altes Bett, das «Trabbett» mit dem «Gütschi», welches in der Nacht für mehr Schlafplatz ausgezogen wurde. Meistens teilten sich mehrere Kinder dasselbe Bett. Zudem gibt es eine eingebaute Sitzbank mit Schubladen, den Stubentisch, hergestellt aus Arvenholz und ein Sekretär aus dem Jahr 1887.
Kammer im Obergeschoss / Chämmerli
Trocken-WC / Trochuschiissa
Estrich / Spänz
Estrich / Unnerdach
Bis auf die Südseite und einen Teil der Westseite wurde alles in Blockbauweise mit konischen Wandhölzern ergänzt.In diesem Raum wird heute die Vorratshaltung von damals gezeigt, sowie die Weberei und Schuhmacherei.
Eingang Untergeschoss
Heute sind hier diverse Holzwerkzeuge, Kochtöpfe und Pfannen ausgestellt.
Alte Küche im Untergeschoss / Abstellraum
Dieser Raum wird zur Ausstellung von sakralen und kirchlichen Gegenständen genutzt.
Zudem sind Ausgrabungsgegenstände des römischen Urnenfriedhofs von Randa zu sehen, die vom Kanton als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden.
Stube Untergeschoss / Stubji / Schnätzstubji
In der Stube wurde der Giltsteinofen ausgewechselt, da der bestehende in einem desolaten Zustand war. Der jetzige Ofen stammt aus einem Umbau in der Region und wurde hier wieder fachgerecht montiert. Er trägt die Jahrzahl 1715. Neben dem Holzsockel sind auch Decke, Böden, Wände, Deckenlampe und Stubentüre im Originalzustand erhalten.
Heute gibt es in der Stube einen Einblick in die Holzbearbeitung. Zu sehen ist hier eine Hobelbank mit diversen Werkzeugen, ein Schleifstein und eine Drehbank mit Fussbetrieb.
Keller / Chäller
Ausgestellt ist in der Mitte vom Raum ein zweistöckiges massives Tablar (genannt Tablatt) zur Aufbewahrung von Esswaren, eine Käseleiter von 1820, eine Kartoffelgrube, Gartenwerkzeug sowie Wein- und Schnapsvorrat.
Stallanbau / Gädi
Stallanbau Obergeschoss / Chrisloch
Der ganze Dachstuhl musste erneuert werden. Sämtliche Materialien wurden nach altem Vorbild verbaut, damit man so wenig wie möglich von den Erneuerungen sieht.
In diesem Raum sieht man heute Werkzeuge und Maschinen, die zur Fleischerzeugung genutzt wurden: «Müölta», «Schraga», «Metzgerwinna» und weitere Geräte zur Wurstherstellung.