Streiflichter aus der Geschichte von Randa

Heute vor 40 Jahren war Randa Austragungsort der 35. Walliser Skimeisterschaften der Nordischen

13.01.2019 | Gastbeiträge, Nostalgische Fundstücke, Soziale Medien

Randa ist bereit

Vor genau 40 Jahren, am 13./14. Januar 1979, fand in Randa im Mattertal ein sportlicher Grossanlass statt: Die 35. Walliser Meisterschaften der Nordischen. Auf den ersten Anblick mag es einen etwas erstaunen, dass ein so kleines Dorf ein solches Ereignis erfolgreich zu organisieren vermochte. Doch schaut man genauer hin, stellt man fest, dass in Randa ab dem Beginn der Siebzigerjahre eine richtige Aufbruchsstimmung herrschte. Das einst verträumte Bergdorf entwickelte sich langsam zu einem beliebten Ferienort. Die Initiative ging nicht zuletzt vom Skiclub „Dom“ aus, der bereits 1954 gegründet worden war, und der jedes Jahr mehrere Anlässe organisierte, Anlässe, die weit über die Gemeindegrenzen hinaus Beachtung fanden. 1970 wurde in Randa das Vispertaler Verbandsrennen durchgeführt und 1974 die Nordische Junioren- Ausscheidung über 15 km, um nur zwei Beispiele zu nennen. 1969 war in Randa ein ca. 700 Meter langer Skilift ins „Obermatt“ gebaut worden, und der Langlaufsport war im Kommen. Nach der Eröffnung der Touristenstrasse nach Täsch 1972 war das Dorf auch mit dem Auto bequem erreichbar. Somit besass Randa zum ersten Mal die besten Voraussetzungen, um auch einen kantonalen Sportanlass wie die Walliser Skimeisterschaften erfolgreich veranstalten zu können.

Im Vorfeld der Meisterschaften

Die Meisterschaften fanden am Wochenende des 13./14. Januar statt und wurden von einem 13köpfigen Team des Skiclubs „Dom“ Randa unter der Leitung von Truffer Peter organisiert. Ihnen stand ein 21köpfiges Rennkomitee zur Seite, das vor allem für den Streckenverlauf und die Präparierung der Loipe verantwortlich war. Schieds- und Rennchef war der damalige Inspektor des Walliser Skiverbandes, Herr Hugo Walter. Für den Anlass hatte der Verkehrsverein bereits 1978 Fr. 1000 zur Verfügung gestellt. Der Start und das Ziel befanden sich an der Talstation des Skilifts. Das Rechnungsbüro wurde im Schulhaus untergebracht. Die Schneeverhältnisse waren ausgezeichnet, was aber den Organisatoren Sorge bereitete, war die in den Tagen vor dem Rennen heftig blasende „Guxa“. Während der Meisterschaften sollte der Skiliftbetrieb eingestellt und im Dorf auf Einbahnverkehr umgestellt werden. Am Samstag sollten die Einzelläufe stattfinden und am Sonntag der Staffel- Wettbewerb. Insgesamt waren 18 kantonale Langlauftitel zu vergeben. Man erwartete ca. 250 Teilnehmende. Den Hauptharst bildeten mit 45 Läufern die Obergommer, gefolgt von den 28 Zermattern. Grosse Delegationen wurden auch aus dem Saastal und aus dem Unterwallis erwartet. Im Vorfeld der Meisterschaft wurde wacker spekuliert, wer denn die Sieger sein könnten. Bei den Veteranen tippte man auf den Natischer Oswald Bortis. Bei den Senioren hatten sich die Obergommer Armin Jost und Elmar Chastonay mit dem Titelverteidiger Mario Pesenti auseinanderzusetzen. Ein spannender Kampf zeichnete sich bei den Junioren zwischen den Zermattern und den Unterwallisern ab. Als Favoritin bei den Damen wurde die Täscherin Viktoria Imboden gehandelt. Offen blieb die Frage, ob der Obergommer Konrad Hallenbarter, der im Sommer davor einen schweren Unfall gehabt hatte, am Rennen teilnehmen würde. Wenn ja, dann hätte Mario Pesenti sicher einen schweren Stand, seinen Meisterschaftstitel zu verteidigen.

Ab Januarbeginn wurde in den Zeitungen regelmässig über den Stand der Vorbereitungen und über das Programm informiert. Das OK des Skiclubs „Dom“ veröffentliche in den Tagen vor dem Rennen einen Willkommensgruss an alle Sportler und Sportlerinnen und Zuschauer und Zuschauerinnen:

Willkommensgruss

Randa, am Fusse des Doms und der Weisshornpyramide gelegen, war einst ein verträumtes Bergdorf, wie viele andere. Im Laufe der Zeit wurde es durch Bahn und Strasse mit der Aussenwelt verbunden. Schon sehr früh begann es eine touristische Entwicklung, und man ist hier noch heute bestrebt, dem Tourismus die guten Seiten abzugewinnen…. Dazu braucht es grossen Einsatz und Weitsicht. Diesem Dorf mit seinem Ski-Club, der 1979 25 Jahre alt sein wird, fällt die Ehre und Aufgabe zu, die nächsten Walliser-Skimeisterschaften im Langlauf vorzubereiten und durchzuführen. Bestimmt keine sorgenlose und leichte Aufgabe. Es wird aber das Bestreben aller sein, unter der Leitung des Organisationskomitees die notwendigen Vorarbeiten zu treffen, um diesen Anlass würdig zu gestalten, damit der aktive Sportler wie auch der stille Zuschauer auf seine Rechnung kommt. Unter fachkundiger Beratung und der Mithilfe der gesamten Dorfbevölkerung werden die Organisatoren keine Mühe scheuen, um den Aktiven eine Langlaufpiste zur Verfügung stellen zu können, die neben den verlangten Schwierigkeiten und Ansprüchen, sehr abwechslungsreich sein wird, und einen Blick tun lässt in die Möglichkeiten, die Randa auch in dieser Sparte anzubieten hat . Randa heisst auf den 13. und 14. Januar 1979 alle herzlich willkommen, Rennläufer, Offizielle, geistliche Herren, Behörden aller Stufen, Presseleute, Gönner und Freunde des Sportes, Zuschauer von nah und fern. Möge die liebe Sonne ihr bestes Gesicht zeigen, so dass alle, die unser Dorf mit ihrer Anwesenheit beehren, mit vielen guten Eindrücken von den 35. Walliser Ski-Langlaufmeisterschaften nach Hause zu- rückkehren können und wieder nach Randa kommen. Ski-Club „Dom“ Randa und Organisationskomitee Präsident Peter Truffer.
(Walliser Volksfreund. Freitag, 12. Januar 1979)

Die 35. Walliser Meisterschaften im Langlauf können beginnen

Die fast 500 Läufer und Läuferinnen fanden an beiden Tagen eine bestens präparierte Loipe vor. Es war zwar eisig kalt und windig, doch die Sonne schien und sorgte für eine gute Stimmung.

Am Samstag fanden die Einzelläufe statt. Die Damen und ein Teil der Junioren hatten eine Strecke von 7.5 km und einer Gesamtsteigung von 137m zu absolvieren, die Senioren mussten diese zweimal durchlaufen.
Am Sonntag startete das Staffelrennen. Ein Team umfasste jeweils 3 Läufer oder Läuferinnen. Die Länge der Strecke variierte je nach Kategorie zwischen 3×3 und 3×10 km. (siehe nachfolgendes Streckenprogramm) 

Walter Salzgeber kommentierte damals im Walliser Volksfreund vom 15. Januar 1979 die Rennen vom Samstag und vom Sonntag:

Wie zu erwarten war, gelang es dem 27-jährigen Grenzwächter Mario Pesenti seinen Vorjahressieg zu wiederholen. Bereits nach halber Distanz zeichnete sich der Zweikampf Pesenti gegen Chastonay ab. Der Unterwalliser hatte einen kleinen Vorsprung zu verzeichnen. Direkt hinter Chastonay folgten mit knappen Zeitabständen Aurel Salmin aus Grimentz und die beiden Obergommer Armin Jost und Markus Anthenien. In der letzten Runde vermochte der Titelverteidiger noch etwas zuzusetzen und passierte das Ziel gleichzeitig mit Elmar Chastonay, der eine Minute vor dem Grenzwächter gestartet war. Armin Jost musste sich mit dem 4. Platz begnügen. Bei den Junioren I sorgte der für den SC Zermatt startende Termer Hans- Ruedi Pidroni für eine glänzende Leistung und verwies die gesamte Konkurrenz um fast zwei Minuten auf die Ehrenplätze. Constantin Henzen und Louis Escher trugen zum dreifachen Oberwalliser Erfolg in dieser Kategorie bei. Bei den Junioren ging der Meistertitel nicht unerwartet an Stephane Mathey aus Salvan. Er vermochte Armand Salamin aus Grimentz um 12 Sekunden zu schlagen. Bei den Senioren II, III und IV gingen sämtliche Titel an die Vertreter aus dem Oberwallis. Oswald Bortis, Richard Truffer und Georg Zweifel hiessen die Sieger. Bei den Damen, die die Strecke von 7,5 km zu bewältigen hatten, sorgte die 17-jährige Zermatterin für eine Überraschung. Mit dem knappen Vorsprung von 7 Sekunden verwies sie Anny Chaperon aus Daviaz auf den Ehrenplatz. Die vierfache Meisterin Marianne Kämpfen holte die Bronzemedaille. Die grosse Favoritin Viktoria Imboden aus Täsch war in den letzten Tagen erkrankt und konnte nicht mit vollen Kräften antreten. Am Sonntagmorgen konnte bei hervorragenden Bedingungen zu den Staffelläufen gestartet werden. Auf Grund der Resultate im Einzellauf stand fest, dass es wie vor einem Jahr zu einem Zweikampf zwischen Obergoms und der Grenzwacht kommen würde. Obergoms schickte Markus Anthenien als Startläufer ins Rennen. Er schlug sich prächtig und lief einen Vorsprung von einer Minute auf Fredy Favre von SC Rosablanche heraus. Pech hatte in diesem Lauf Armin Jost, dem es gar nicht lief und der den einminütigen Vorsprung einbüsst. Als Schlussläufer konnte Elmar Chastonay noch mit einem Vorsprung von 40 Sekunden auf Mario Pesenti ins Rennen steigen.  Mit der zweitbesten Laufzeit konnte er den knappen Vorsprung bis ins Ziel retten und damit stand ein weiterer Staffelsieg für den SC Obergoms fest. Bei den Junioren dominierte ebenfalls Obergoms. In der Besetzung Christian Imboden, Erwin Imoberdorf und Helmut Imwinkelried, verwiesen sie Hohsaas mit dem grossen Vorsprung von 7 Minuten auf den Ehrenplatz. Die Bronzemedaille holte Zermatt.

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Peter Truffer

Peter Truffer

Truffer Peter wohnt seit vielen Jahren in Balzers im Fürstentum Liechtenstein. Er verbringt regelmässig Ferien im Moos in Randa. Als pensionierter Lehrer interessiert er sich für die Geschichte seines Heimatortes.

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